Gedichte

stimme

ich war nicht bei ihr
und sie hörte meine stimme
wie ein schluchzen
ich rauchte auf der nachtwiese
eine zigarette
der rauch  sagt nichts über die glut

sie hat ein hundejammern gehört
und dachte das ist meine stimme
es waren alte eichen
die vom hass unter den vögeln sangen

und ich wollte die tür nicht öffnen
um die täuschung zu wahren
wollte ihre gedanken nicht aufscheuchen
damit sie sicher sei - ich heule

ich stand weiter auf der nachtwiese
zweite zigarette ohne glut
hörte wie alte eichen  knirschen
und sie dachte - ich heule

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stille

ich hörte ihre atemlose stille
und vernahm (in der stille)
ihr atemloses weinen
das flüstern von tränen
die keine kraft mehr haben
neue zu erzeugen

ich wollte nicht daß sie weiß
daß ich fühle
ihr tonloses stilles weinen
ich hörte meinen blick
der ihre hand berührte
(mit der stille)
damit sie denkt daß ich nicht weiß
daß ich höre
ihr atemloses weinen

*   *   *   *




schnee

was ist das alles wert
wenn der schnee schmilzt
wie im vergangenen jahr
und der fluss der unrast steigt
gehen und alte pfade suchen
warum warten
auf neuen schnee
der den weg wieder verdeckt
mit weißem  bild
warum gehen
auf der selben straße
wenn man weiß
das man nur ein schatten ist
warum warten auf neuen schnee
und wissen daß er wieder schmilzt
wie der vom vergagenen jahr

*   *   *   *




herbststimme

stimmen des herbstes
roter apfel
schwangerer kürbis
april der vogelbeere
feuchter wind
hinkender hund
deine augen
wie zwei antrazite
eine handvoll nüße
die raupe entschlafen
rote sonne
wie mein herz
die herbstliche stille
schlägt
wie im letzten jahr

schatten wachsen
das grün wird rot vor scham
der abend steht früher auf
um den rauch zu verdecken
die spinne webt haare
herbstes seide
wie deine
auf meinem pullover
der abend schreibt gedichte
von dunkelheit
von der liebe
von der unmöglichkeit

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freude

was mir freude macht
ein buch
das keiner lesen will
ein schräger klang
der mein ohr berührt
deine augen mit wimpern
die die schmach verbergen
schlanke beine
vom kleid verdeckt
zwei zigarren
die ich nicht rauche
mein hund
der hegel liest
deine eleganten hände
und die kerze
die ewig brennt

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feuerwehr

wenn du glocken hörst
die niemand schlägt
sei sicher fremder
das ist ein klang
der feuerwehr
männer
mit schwarzen anzügen
aus dem  gemälde legers
die kein feuer löschen
fegen nur die asche

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dunkelheit

der abend bringt dunkelheit
wie schlechtes gewissen
für begangene taten
die es nicht gibt

der abend bringt dunkelheit
wie schwarze gedanken
verzweiflung für gewissheit
die es nicht gibt

der abend bringt dunkelheit
eines blinden falken
für falsche bilder mit rahmen
die es nicht gibt

der abend bringt dunkelheit
wie hinkende hoffnung
für glaube an etwas
was es nicht gibt

der abend kommt morgens
mit dunkelheit in der tasche
wie ein falscher freund
mit lächeln
das es nich gibt

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augentiefen

wird der frühling
noch ein frühling sein
ob die augentiefen
moos bewächst
ohne duft
ob alle jahreszeiten
winter werden
die erde ist schwarz
hart
kannst du dich erinnern
daß wir jeden abend
auf der selben
moosbedeckten erde ritten
die erde ist schwarz
hart
die augenhöhlen
mit moos bewachsen
ohne geruch
der die erinnerung
von unseren schritten verwischt
wer kann meine augen
aufknöpfen

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